Gitarre und Flöte begegnen sich in der Kammermusik selten. Beide Instrumente sprechen leise, sie fesseln ohne Lautstärke. Das SolDuo mit Flötistin Elena La-Deur und Gitarrist Noel Shutina zeigte schon mit den ersten Tönen, wie reizvoll diese Kombination klingt. Virtuos und facettenreich musizierten sie am Samstagabend im Dilsberger Kommandantenhaus.


Ulrich Bäuerlein, Geschäftsführer der Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis, begrüßte rund 60 Gäste zu den 21. Kammermusiktagen und würdigte Andreas Treibel, den künstlerischen Leiter der Reihe, der immer wieder erstklassige Musiker nach Dilsberg holt. Mit ihrem Programm „Nuit blanche“ entführten La-Deur und Shutina in eine schlaflose Nacht voller Musik. „Aktivieren Sie Ihre Vorstellungskraft!“, forderte La-Deur das Publikum auf und lud zu einem nächtlichen Spaziergang durch Farben, Rhythmen und Träume ein.


Den Auftakt bildete „Asturiana“ aus Manuel de Fallas „Siete canciones populares españolas“ von 1917. Es folgte Bryan Johansons „Painted Music“, inspiriert von sechs Gemälden Paul Klees. Titel wie „Senecto“, „Strong Dream“ oder „Magic Fish“ übersetzte Johanson in Klang. Shutina legte mit der Gitarre filigrane rhythmische Strukturen, auf denen La-Deur leuchtende Linien zog. Musik und Farben verschmolzen – Präzision traf auf Leichtigkeit.


Nach diesem expressionistischen Ausflug tauchte das Publikum in ein Aquarell ein: Osvaldo Golijovs „Fish Tale“ erzählt die Reise eines Fisches, der einen Wasserfall hinabstürzt, in einen Tornado gerät und schließlich gefangen wird. Am Ende tanzt er Tango auf dem Meeresboden mit seiner großen Liebe. Die Flöte gab dem Fisch eine Stimme – mal fröhlich, mal traurig, mal forsch.


Mit Jacques Iberts „Entr’acte“ (1935) – einer Zwischenmusik zu Molières „Der eingebildete Kranke“ – zog spanisches Temperament ein. La-Deur ließ ihre Flöte singen, Shutina begleitete mit perkussiven Akzenten.


In der Pause ging es die Treppe hinaus, wo das Team der Kulturstiftung Häppchen und Getränke bereithielt.


Der zweite Teil des Abends gehörte dem Tanz. „Hinein ins Vergnügen, tanzen Sie durch die nächtlichen Straßen!“, forderte das Duo. In Béla Bartóks „Rumänischen Volkstänzen“ begaben sich La-Deur und Shutina ins wilde Nachtleben – Kopf aus, Genuss an. Maurice Ravels „Pièce en forme de Habanera“ (1907) brachte den wiegenden 2/4-Rhythmus in den Saal. Höhepunkt war Astor Piazzollas „Histoire du Tango“. In vier Sätzen zeichnet der argentinische Komponist die Geschichte des Tangos vom „Bordel“ über Café und Bar bis in den Konzertsaal. Shutina ließ seine Gitarre glühen, La-Deur ließ ihre Flöte die Geschichten erzählen, von Sehnsüchten und Leidenschaft.


Elena La-Deur, geboren in Karlsruhe, studierte Querflöte in Köln und Hannover. Die mehrfache Preisträgerin bewegt sich sicher zwischen Barock, Impressionismus und zeitgenössischer Musik.
Noel Shutina, in Tirana (Albanien) geboren, begann früh mit der Gitarre und gewann schon mit elf Jahren seinen ersten Wettbewerb. Er studiert an der Hochschule für Musik Würzburg bei Jürgen Ruck, ist mehrfacher Preisträger und Stipendiat der Konzertförderung des Deutschen Musikwettbewerbs.
Das nächste Konzert im Kommandantenhaus findet am 7. November statt, mit Sayaka Schmuck (Klarinette) und Andreas Hering (Klavier). Karten gibt es über kulturstiftung@rhein-neckar-kreis.de oder 06221-522-1356.
T.+B. Mbue
