Gedenkstunde zum Volkstrauertag auf dem Dilsberg: Erinnerung als Auftrag für die Zukunft

Dilsberg gedachte am Volkstrauertag: Chöre, Gebete, Kranzniederlegung – und die Mahnung, Frieden im Alltag zu leben

Am Volkstrauertag versammelten sich die Dilsberger am Ehrenmal in der Burg, um der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu gedenken.

Um 11:45 Uhr begann die Gedenkstunde, begleitet von der Trachtenkapelle des Musikvereins Dilsberg unter der Leitung von Walter Nußko. Die Chorgemeinschaft aus katholischem Kirchenchor und „ChorYFeen“, geführt von Volker Konetschny, sang „Meine Zeit steht in deinen Händen“ und „Verleih uns Frieden“ und schuf eine feierliche Atmosphäre.

Ortsvorsteher Andreas Erles erinnerte in seiner Ansprache an die Geschichte Dilsbergs. Die Mauern der Burg hätten Schutz geboten, jedoch auch Zerstörung erlebt, sagte er. Hinter den vielen Namen auf den Tafeln des Ehrenmals stünden junge Männer aus dem Ort – Menschen mit Hoffnungen und Zukunftsplänen, deren Leben der Krieg ausgelöscht habe. Viele Familien hätten mehrere Angehörige verloren, andere seien heimgekehrt, aber für immer gezeichnet geblieben.

Erles sagte, dass nach dem Krieg viele Flüchtlinge und Vertriebene auf dem Dilsberg eine neue Heimat fanden. Das zeige, dass Mitmenschlichkeit stärker sein kann als die Erfahrung von Zerstörung. Angesichts der aktuellen Krisen weltweit hob er die Bedeutung des Gedenkens hervor. Der Krieg in der Ukraine, die Gewalt im Nahen Osten, die Konflikte im Sudan und anderen Regionen zeigten, wie zerbrechlich Frieden sei. Hass und Hetze gewinnen wieder an Einfluss, wenn niemand sie stoppt. Frieden beginne im eigenen Verhalten – im Denken, Reden und Handeln.

Pfarrerin Franziska Schmidt stellte in ihrer Ansprache die Bedeutung des Erinnerns in den Mittelpunkt. „Erinnerung ist oft unbequem“, sagte sie, „aber unverzichtbar, weil Mitgefühl ohne sie verkümmert – und ohne Mitgefühl kein Frieden entsteht.“ Sie verwies auf die Jahreslosung 2026: „Siehe, ich mache alles neu“ und betonte, dass Erneuerung nicht von allein komme. Frieden sei keine Selbstverständlichkeit, sondern eine bewusste Entscheidung.

Mit Jesu Worten „Selig sind, die Frieden stiften“ erinnerte sie daran, dass Glauben Verantwortung bedeute: für das eigene Handeln, für den Umgang miteinander, für Worte, die aufbauen statt verletzen. Schmidt rief dazu auf, aus der Erinnerung Kraft und Hoffnung zu schöpfen. Wer die Vergangenheit ernst nehme, schaffe Raum für die Zukunft. Im gemeinsamen Gebet gedachte die Gemeinde der Opfer von Krieg, Terror und Gewalt – der Verwundeten, Gefallenen, Vermissten, Verfolgten und all jener, deren Seelen bis heute keine Ruhe gefunden haben. Die Pfarrerin bat um Gottes Frieden für die Welt und um neuen Mut für Menschen, die Verantwortung tragen.

Thomas Ruf sprach das Totengedenken. Er erinnerte an die Opfer von Krieg, Gewalt und Verfolgung: Soldaten der Weltkriege, Gefangene, Vertriebene und Menschen, die wegen ihrer Herkunft, ihres Glaubens, ihrer Überzeugung, Behinderung oder geschlechtlichen Identität ermordet wurden. Auch Einsatzkräfte, Terroropfer sowie Opfer von Hass und Rassismus im Inland schloss er ein. „Wir teilen diesen Schmerz mit allen“, sagte Ruf. Er rief dazu auf, Frieden im eigenen Land und weltweit aktiv zu fördern.

Die Freiwillige Feuerwehr Dilsberg legte den Kranz nieder. Abordnungen des Schützenvereins, des Turnerbunds und des Kyffhäuserbunds senkten ihre Fahnen. Ein Moment des Innehaltens für alle, die an diesem Mittag gekommen waren.

Der Musikverein schloss die Gedenkstunde mit dem Stück „Ich hatt’ einen Kameraden“. Zum Abschluss dankte Erles allen Beteiligten und rief dazu auf, Frieden im Alltag zu stärken.

Text: mbue
Bilder: BZ