In malerischer Umgebung findet alljährlich zu Beginn der Sommerferien die Burgserenade der Dilsberger Kantorei statt – wenn das Wetter es zulässt. Auch in diesem Jahr hatte der weit über die Grenzen der Region bekannte Konzertchor unter Leitung von Markus Karch wieder ein leichtfüßiges Open-Air-Konzert auf der Burgfeste Dilsberg geplant. Leider musste aufgrund der unsicheren Witterung kurzfristig in die Graf-von-Lauffen-Halle ausgewichen werden, was der beseelt-heiteren Stimmung und dem Erfolg des Abends jedoch keinen Abbruch tat.

So erlebte das Publikum unter dem musikalischen Motto „Ein Sommertag“ trotz Hallen-Atmosphäre einen rundum gelungenen Konzertabend – eine Hallenserenade sozusagen –, an dem der Konzertchor, die Musiker:innen und die überragende Erzählerin Dorothee Grieshammer einen vielfältigen Sommertag musikalisch und literarisch in geradezu bezaubernder Art und Weise lebendig werden ließen.


Die Gefühlswelten der harmonisch miteinander abgestimmten Melodien, Lieder und Texte spannten einen weiten, farbenfrohen Bogen: Sie reichten von heiteren, romantischen, melancholischen bis hin zu aufgewühlten Stimmungen. Dorothee Grieshammer verband und ergänzte die vielseitigen Musikbeiträge gekonnt und mit ausdrucksstarker Stimme durch ausgewählte Gedichte und Erzählungen. Gedichte von Mascha Kaléko („Bescheidene Anfrage“), Robert Gernhardt („Das war nicht ich“), Rainer Maria Rilke („Als Mahl beganns“) und Bertolt Brecht („Liebeslied“) zeigten die große Vielfalt der deutschsprachigen Lyrik an diesem Abend. So schrieb Mascha Kaléko lyrische Momentaufnahmen des Alltags mit feinem Humor und leiser Melancholie. Robert Gernhardt verband Witz, Ironie und Gesellschaftskritik. Rainer Maria Rilke gilt als einer der bedeutendsten Lyriker deutscher Sprache. Seine Werke sind bekannt für tiefgründige Themen wie Vergänglichkeit, Natur, Liebe und das menschliche Dasein. Bertolt Brecht schrieb oftmals politische, engagierte Lyrik aber auch Stücke über die Liebe.


Neben der Dilsberger Kantorei sorgten Maria Karch (Violine), Heike Hollborn (Klarinette), Jutta Neuhaus (Cello), Christian DellAndrea (Kontrabass) und Christoph Kalmbach (Percussion) für den musikalischen Rahmen. Die Gesamtleitung und Klavierbegleitung lag bei Markus Karch.


Ein amouröses Treffen wurde, ganz wie bei Brahms, rechtzeitig vor Sonnenaufgang beendet; Elfen im Wald besangen zur Musik von Purcell die aufgehende Sonne, und die Dorfjugend lieferte sich – inspiriert durch Melchior Franck – einen schwungvollen Schlagabtausch. Der blaue Himmel des Sommertages wurde mit „Mr. Blue Sky“ (Electric Light Orchestra) schwungvoll gefeiert. Dorothee Grieshammer erzählte mit einem herrlichen Schalk in der Stimme vom musikalischen Leben und Lieben der Frösche im Teich („Die fünfte, sogenannte feuche Sinfonie“).


Mit dem beschwingten „Wochenend und Sonnenschein“ der Comedian Harmonists ging es in die Pause und frisch gestärkt im Anschluss mit ebendiesem Stück geradewegs wieder hinein in Musik und Lyrik. Singend und tänzelnd bewegten sich die Chorsängerinnen und Chorsänger dabei zwischen den Reihen, bevor sie wieder ihren Platz einnahmen, um dem Gedicht „Dass Du micht liebst“ von Heinrich Heine zu lauschen.

Der zweite Konzertteil schenkte mit einer gelungenen Interpretion des Stückes „Cover me in sunshine“ von Pink und der Vertonung von William Shakespeares berühmtem Sonett Nr. 18: „Shall I compare Thee“ durch Markus Karch zwei herausragende musikalische Höhepunkte und Gänsehaut pur. „Vinum schenkt ein“ von Erasmus Widman stimmte auf die abendliche Grillrunde ein und schließlich ließen Felix Mendelssohns Elfen aus dem „Sommernachtstraum“ die Besucher sanft in die Sommernacht entschlummern. Gute Nacht.
Die Dilsberger Konterei schenkte ihren Gästen ein Konzert der ganz besonderen Art und bot – trotz der spontanen Verlegung – ein sommerliches Musik- und Lyrikerlebnis, das sicherlich bei vielen noch lange nachklingen wird.
Text + Bilder: Steffanie Richter