Die bewegende Geschichte von Liebe und Ehre: Die „Rose von Dilsberg“

Premiere der „Rose von Dilsberg“ am 04.07.2025

Bruno Hermann Hottenroth
Die Rose von Dilsberg 1910

115 Jahre Bühnengeschichte: 1910 gründete Bruno Hermann Hottenroth die „Volksspiele Dilsberg“ und feierte mit der Uraufführung der „Rose von Dilsberg“ einen Erfolg, der bis heute die Zuschauer anzieht. Nach sieben Jahren kehrt die „verklungene Sage aus ferner Zeit“ auf den Spielplan der Dilsberger Burgbühne zurück. Knapp 80 Darsteller erzählen die romantisch-tragische Geschichte.

Regisseurin Tanja Emmerich schrieb das Stück, sie hält sich in ihrer Fassung nah am Original und verbindet alte Texte mit neuen Passagen und Charakteren.

Die Handlung dreht sich um das Bündnis zweier Häuser: Graf Heinrich von Lauffen (Florian Lindekugel) und Pleikart von Steinach (Matthias Hornung) beschließen in trunkenem Zustand, ihre Kinder Rosamunde von Lauffen (Ada Brizzi) und Ulrich von Steinach (Sebastian Weitzel) zu verheiraten. Doch Ulrich geht in die Kreuzzüge und verschwindet. Das Bündnis gerät in Vergessenheit, die Freundschaft zerbricht.

Rosamunde wächst heran und verliebt sich in den Ritter Wolf von Hirschhorn (Nils Weitzell). Heimlich treffen sie sich, nur Zofe Renate (Sarah Dopf) ist eingeweiht.

Als Wolf um Rosamundes Hand anhält, gerät das Dilsberger Volk in Feierlaune. Endlich gibt es mal wieder ein Fest und dann ist es auch noch die Hochzeit ihrer geliebten Rose.

Die Mägde beginnen aufgeregt zu schnattern – schließlich gilt es eine Menge vorzubereiten: Gemüse schnippeln, Wäsche machen.

Heinrich von Lauffen lädt in seiner Freude nicht nur die Dilsberger und Hirschhorner, sondern auch die Mückenlocher ein und reicht in seinem Übermut auch dem Steinacher die Hand. Doch seine Mutter Kunigunde (Michaela Deichl) ahnt Unheil.

Denn die Steinacher sind alles andere als freundlich. Als ein Bauer (Alex Stahl) und seine Frau (Patricia Huhn) um Aufschub der Abgabenzahlung bitten, zeigt er sich als harter Richter. Kein Mitgefühl, kein Verständnis. Unglücklicherweise erhält er zeitgleich die Einladung des Grafen von Lauffen und ist sich mit seinem Bruder Konrad (Simon Winter) einig: Die Neckarsteinacher wollen jetzt ihre Stärke zeigen – was leider das Todesurteil für den Bauern bedeutet.

Im Hause Lauffen glaubt man zunächst an das Gute. In der Johannisnacht verzaubern Elfen mit Gesang und Tanz die Bühne. Drei Bauernkinder (Jakob und Charlotte Pistor, Marlen Neureither) …

… und zwei Türmer (Sven Lindekugel und Andreas Wirthele) beobachten das Geschehen rund um die Burg. Der Geistliche (Kolja Grotkop) bereitet seine Rede für die Hochzeit vor, Hofnarr (Jakob Marschall) erheitert mit Scherzen.

Am Hochzeitstag strömen Besucher aus Neckarsteinach und Hirschhorn in die Dilsberg-Feste.

Doch was ist das? Während der Zeremonie erhebt sich ein unheilvoller Ruf aus den Reihen der Steinacher: Ulrich gibt sich zu erkennen und rammt zornig die Steinacher Fahne in den Dilsberger Boden.

Das Volk raunt und fleht, noch bevor Heinrich von Lauffen das Unglück erkennt, das über sein Haus hereinbricht. Der Schlosshauptmann (Simon Emmerich) und Kunigundes Zofe Elsa (Amelie Schütz) müssen hilflos zusehen, wie das Schicksal seinen Lauf nimmt.

Ulrich, Pleikart und sein Bruder Konrad triumphieren über ihre Intrige. Aus einem boshaften Scherz wird nun bitterer Ernst. Heinrich von Lauffen sieht sich gezwungen, Rosamunde von Wolf zu trennen.

Rose versteht die Welt nicht mehr, ihr und Wolf steht die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Wolf sieht nur einen Ausweg und fordert Ulrich zum Duell, um seine Liebe zu retten – und stirbt.

Entsetzen, Tränen, Wut: Rosamunde betrauert ihren Liebsten. Ulrich drängt auf ihre Abreise, doch sie hat nicht vor, eine Ehe mit ihm einzugehen. Sie bittet um einen Moment, damit sie ihr Lautenspiel holen kann und sich von Kunigunde und Renate zu verabschieden. Für ihren Vater hat sie nur einen knappen Gruß, zu tief sitzt der Schmerz. Rosamunde von Lauffen wählt in ihrer Verzweiflung den Tod, um mit ihrem Wolf wieder vereint zu sein.

Mit Leidenschaft, Emotion und Energie erwecken die Darsteller die Sage zum Leben. Die Bühne, in farbiges Licht getaucht, wird von Oliver Arundels Eigenkompositionen in eine magische Atmosphäre gehüllt. Das Publikum dankt mit Applaus und stehenden Ovationen für den fantastischen Theaterabend.

Der Simon-&-Garfunkel-Hit „Sound of Silence“, gesungen vom Ensemble und begleitet von Markus Gaa am Piano, verabschiedet das Publikum in die Dilsberger Johannisnacht.

Die Schauspieler überzeugen ebenso wie das historische Ambiente und die Pausenversorgung, bei der das Gastro-Team die berühmte Rose-Waffel serviert. Neu in die Getränkekarte aufgenommen: Aperol Spritz. Das kam sehr gut an. Hinter den Kulissen: Schneiderin Uschi Ess fertigt die hochwertigen Kostüme, jedes ein Unikat.

Die technische Leitung liegt bei André Wolf. Stehende Ovationen gab es am Ende des Stücks: Vorstand Markus Winter strahlt mit dem Ensemble und dankt allen, die dieses Erlebnis möglich gemacht haben. Tanja Emmerichs Rose verbindet das Original meisterhaft mit modernen Elementen, schwärmt er. Genau das brauchte das Stück, um nun von den jüngeren Generationen weitergetragen zu werden.

Für die Generation, die seit so vielen Jahren die Geschichte der Rose auf der Bühne erzählt hat, hält Markus Winter ein Geschenk bereit. Er ruft Christa Kohl, sie spielte die Kunigunde, Herrmann Streib (Regie, Türmer) und Karlheinz Streib (Pleikart) sowie Rudolf Ohlhauser auf die Bühne. Die Vier ahnen nichts und sind sprachlos, als sie ein Fotobuch überreicht bekommen, das die Geschichte der Rose-Aufführungen samt Originaltext von Hottenroth enthält. Große Freude bei den Beschenkten, das Buch ist ein Volltreffer.

Noch drei Wochenenden ist die „Rose von Dilsberg“ auf der Freilichtbühne zu sehen. Alle Vorstellungen sind jedoch schon ausverkauft.

Text: mbue
Bilder: BZ