Avin Trio eröffnete 21. Kammermusiktage Dilsberg

Kunstvoller Abend im historischen Kommandantenhaus mit Beethoven, Clarke und Brahms

Drei Musiker, ein Saal, drei Epochen: Mit Ludwig van Beethoven, Rebecca Clarke und Johannes Brahms eröffnete das Avin Trio – Veronika Rädler (Violine), Michael Schmitz (Violoncello) und Josefa Schmidt (Klavier) – am Freitag die 21. Kammermusiktage Dilsberg. Im historischen Saal des Kommandantenhauses verbanden sie Vergangenheit und Gegenwart der Musik zu einem kunstvollen Abend.

Schon beim Betreten des Kommandantenhauses fühlte man die besondere Atmosphäre: warme Akustik, alte Mauern, ein Raum voller Geschichte. Ute Zedler, stellvertretende Vorsitzende der Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis, begrüßte die Gäste und nannte den Saal „einen Ort, der Kultur vereint“. Hier finden Konzerte, Lesungen und Kunstausstellungen statt. Im Publikum waren auch die beiden Herbststipendiatinnen Frauke Wilken und Cony Theis, sie wohnen derzeit im Kommandantenhaus und nutzen es als Atelier.

Den Auftakt des Konzerts mit dem Titel „Alte (Un)Bekannte“ bildete Beethovens 1808 erschienenes „Klaviertrio D-Dur op. 70 Nr. 1“, bekannt als „Geistertrio“. Michael Schmitz erklärte, der Name stamme von Beethovens Schüler Carl Czerny, der den geheimnisvollen zweiten Satz als „geisterhaft“ empfand. Doch das Werk sei alles andere als das, eher „eine Achterbahn der Gefühle, ein virtuoser Spaß“, fügte Schmitz hinzu.

Das mehrfach ausgezeichnete Trio setzte diese Worte in Musik um: Josefa Schmidt glänzte mit klaren Läufen, Rädler und Schmitz antworteten mit feiner Balance und ausdrucksstarkem Zusammenspiel. Der erste Satz, „Allegro vivace e con brio“, stürmt in D-Dur mit einer Unisono-Sequenz voran. Darauf folgt das mystische „Largo assai ed espressivo“ mit seinen ausgedehnten, gesanglichen Linien. Fast erleichtert bringt der tänzerische Finalsatz „Presto“ die heitere Stimmung zurück. Leicht, präzise und voller Spielfreude glänzten die Musiker.

Die Komponistin Rebekka Clarke (1886–1979) ist hierzulande kaum bekannt, obwohl ihr „Klaviertrio“ von 1921 mehrere Preise gewann. Heute gilt sie als eine der bedeutendsten Künstlerinnen ihrer Zeit. „Es ist uns wichtig, solche Werke ins Licht zu rücken“, betonte Josefa Schmidt. Besonders der zweite Satz, „Andante molto semplice“, erinnert an ein impressionistisches Gemälde und lädt das Publikum ein, eigene Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Während der erste Satz, „Moderato ma appassionato“, mit dichten Akkorden Spannung aufbaut, umhüllt der Schlusssatz, „Allegro vigoroso“, mit tänzerischer Leichtigkeit.

In der Pause verwöhnten die Helfer der Kulturstiftung die Gäste mit Getränken und Häppchen.

Im Dachgeschoss ließ es sich Verweilen und ins Gespräch kommen, bevor das Programm weiterging.

Brahms’ „Klaviertrio Nr. 2 C-Dur op. 87“. Veronika Rädler beschrieb die Stimmung als tänzerisch, mystisch und verliebt zugleich. Sie erzählte, Brahms habe seine Ideen oft unterwegs gefunden – beim Spazieren, Reisen oder im Café. Das 2019 gegründete Avin-Trio setzte diese Inspiration meisterhaft um. Aus dem „Allegro“ strömte Lebensfreude in den Saal, während Violine und Cello im „Andante con moto“ über dem ruhigen Puls des Klaviers eine Geschichte erzählten.

Köpfe wiegten, Füße wippten im Takt. Mit „Scherzo“ und „Finale“ krönten die drei Musiker ihr makelloses Spiel und hielten das hohe Niveau bis zum Schluss. „Wenn es hier ein so hochklassiges Konzert gibt, muss man das nutzen“, meinte eine Besucherin zufrieden. Nach langem Applaus verabschiedete sich das Avin-Trio mit Brahms’ „Guten Abend, gut Nacht“ und ließ das Publikum mit jenem leisen Glücksgefühl nach Hause gehen, das nur Kammermusik schenken kann.

Info: Die Kammermusiktage gehen noch bis zum 21.11.2025. Das nächste Konzert im Kommandantenhaus Dilsberg ist am 24. Oktober mit SolDuo (Flöte / Gitarre).

T+B. mbue